Stille und Klarheit

von Gastautor Andreas Hüne

Ein paar Gedanken zum Thema: Ab und zu werde ich bei Klangmassage-Workshops oder im Rahmen der Ausbildung in der Peter Hess®-Klangmassage gefragt, ob man während einer Klangmassage nicht leise Entspannungsmusik im Hintergrund laufen lassen könne.

Stille? Bloß nicht!

Neulich kam mir mitten im Wald am Edersee, 5 km vom nächsten bewohnten Gebäude entfernt, ein junger Mann entgegengewandert, der über sein Handy zwar einigermaßen leise, aber dennoch die Naturgeräusche übertönend Musik hörte, während er im Nationalpark spazieren ging…

Stille? Abschalten? Klarheit am Ende gar? Wo kämen wir dahin…

Ich erinnere mich, wie ich als Kind – ich war vielleicht 8 oder 9 Jahre alt – mit großem Erstaunen feststellte, dass man in einem tief verschneiten, dichten Tannenwald, absolut KEIN Geräusch von außen wahrnimmt. Es ist ein Gefühl, als hättte man Watte auf den Ohren – „ohrenbetäubende Stille“ sozusagen. Was passiert? Die Gedanken kommen zur Ruhe! Ich sehe mich noch in dem Wald stehen und lauschen – völlig fasziniert von der ungewohnten Atmosphäre, die mich umgab. Ich weiß noch genau, wie ergriffen ich von dem Erlebnis war.

Heutzutage findet man diese Stille, dieses Lauschen und die damit verbundene Faszination immer seltener – warum eigentlich? Es wird scheinbar alles dafür getan, bloß keine Stille aufkommen zu lassen. Bestes Beispiel: Supermärkte mit Musik, Werbespots, Ansagen… als wenn jemand sich dabei mit Wonne in Mehrausgaben leisten würde.

„Der Ton der Klangschale bringt die Seele zum Schwingen“ – so Peter Hess, der Begründer der nach ihm benannten Methode der „Klangmassage“, bei der unterschiedliche Klangschalen auf und um den bekleideten Körper gestellt und mit Filzschlägeln sanft angetönt werden. Die hierbei auftretende Klänge und Schwingungen umhüllen und durchströmen sanft den Körper und – am Ende gibt es sie: die Stille. Diese besondere, geradezu körperlich spürbare Stille, die nach innen führt, die die Gedanken zur Ruhe kommen läst. Die Klarheit einlädt.

In diesem Zustand ist es möglich, uns selbst in einem wohligen Gefühl wahrzunehmen. Unserer Seele Raum zur Entfaltung zu geben. Unserem Geist die benötigte Zeit zum Auftanken zu gewähren. Dies sind zentrale Aspekte für eine Gesundheit im ganzheitlichen Sinne. Sie sind die Basis für die Gestaltung eines freudigen, selbstbestimmten und kreativen Lebens.

Dieser Artikel ist auch erschienen im Ginkgo Magazin Hannover & Region 11/12-2016

© Bettina Borgmann-Laue
© Bettina Borgmann-Laue

 

 

5 Gedanken zu „Stille und Klarheit

  1. Danke Andreas für den schönen Artikel.

    Ich mag die Zeit der Stille sehr bei der Klangmassage oder auch bei Klangevents.
    In dieser Zeit kommen mir magische Bilder und ich spüre wie eine Neuordnung hergestellt wird.

    Ganz oft gehe ich sogar in diesem Moment wieder in eine tiefe Trance, wenn ich vorher zu großes Kopfkino hatte oder dachte ich konnte bei der Klangmassage, Klangreise etc. nicht abschalten.

    Viele meiner Klienten mögen diese kraftvolle Zeit und andere mögen sie weniger.

    Herzliche Grüße, Aloha und Namasté

  2. Ein wirklich sehr schöner Artikel. Herzlichen Dank fürs Teilen!

    Diese Kombination von Klang und Stille ist auch wunderbar für Meditationsanfänger geeignet, die die reine Stille nicht „ertragen“ können. Klang gibt ihnen Halt und gestaltet den Weg in die Stille angenehm.

  3. Es erinnert mich an Zeilen die ich 2015 niederschrieb …

    Die Stille bietet mir ein wohliges angenehmes zu Haus
    Sie trägt mich in die Weite lässt mir den Raum
    Verbindet mich immer wieder mit dem Weg den ich geh
    Und ich beobachte mich gern in dieser Stille die ich bin

    In diesem Raum in diesem Feld ist das Außen im Außen
    Und ich spüre Körper Geist und Seele
    Hier ist alles vorhanden hier darf alles sein
    Meine Geschichte offenbart sich einmal mehr

    Und in ruhiger liebevoller Atmosphäre will ich sein
    Für jeden mag die Stille andere Türen öffnen
    Und das ist die individuelle Reise
    In die Stille zu hören ganz frei von äußeren Gegebenheiten

    Es braucht keine Übung
    Es braucht nur ein Tun

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  5. Toll geschrieben! Wer immer was „auf den Ohren“ hat, kann die Stille in sich selbst wahrscheinlich nicht gut ertragen. Und das Laute ist ideal, um von sich selbst abzulenken. Ich kann es wunderbar genießen auf langen Autofahrten ohne Beschallung des Radios zu sein. Ich kann meinen Gedanken dabei freien Lauf lassen und genieße die Stille des „nur bei mir Seins“.

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