von Gastautorin
Heute darf ich an dieser Stelle meine Ansichten zum Thema Klang im Kindergarten beschreiben.
Nach meiner Intensivausbildung zur Peter Hess-Klangmassagepraktikerin bei Angelika Rieckmann (wofür ich von meinen damaligen Kolleginnen sehr belächelt wurde) war ich überglücklich, bereits nach kurzer Zeit eine Stelle im Remscheider KLANGkindergarten zu finden. Ich war so fasziniert von den Klangschalen und ihrer Wirkung, dass ich gerne täglich mit ihnen arbeiten wollte. Freundlich und warmherzig wurde ich ins Team aufgenommen. Damals stellte ich mir die Frage: Reicht das aus, was ich bisher gelernt habe? Werde ich den Kindern, Kollegen und Eltern gerecht? Bisher kannte ich ja nur die Klangschalenarbeit mit Erwachsenen. Eine weitere spannende Frage war: Wie sieht der Alltag im Kindergarten mit der Klangschale aus? Zudem war es eine integrative Einrichtung (mittlerweile sind wir ja alle inklusiv) und ich war neugierig, wie sich die Arbeit mit Kindern, die ein Handicap haben, gestalten lässt.
Rückblickend kann ich sagen, es war eine der besten Entscheidungen meines Lebens. Die Leitung der Kindertagesstätte, Margarete Cziesla, machte mir Mut und stand mir jederzeit mit Rat und Tat zur Seite. So konnte ich zügig die Module der KliK-Ausbildung (Klingende Kommunikation mit Kindern) besuchen, die die meisten meiner Kolleginnen natürlich schon absolviert hatten. Zeitgleich konnte ich jederzeit auf meine Kolleginnen zugehen, ihnen über die Schulter gucken und dabei meinen Weg zur Klangschale am und mit dem Kind finden. Sich austauschen, andere Ansichten kennenlernen und manchmal auch um einen gemeinsamen Konsens ringen gehört definitiv zu den schönen Seiten meines Jobs. Und machen wir uns nichts vor, Wissen aufnehmen, verinnerlichen und dann so umsetzen, dass es zum Eigenen und somit authentisch wird, ist ein Prozess den wir Zeit unseres Lebens in allen Bereichen immer wieder durchlaufen.
Zurück zum Kindergarten. Natürlich steht auch hier der ganz normale Alltag mit Kindern im Vordergrund, aber er wird durch die Klangschalen gestützt und bereichert. Wenn ich zum Beispiel Morgens gegen 9 Uhr von einem Spielbereich zum nächsten gehe und dort die Klangschale erklingen lasse, um die Kinder in den gemeinsamen Morgenkreis in den Nebenraum zu rufen, bin ich immer wieder verblüfft über die Wirkung der leisen Klänge. Ich brauche keine Worte mehr, muss meine Stimme nicht gegen den Lärm erheben, damit man mich versteht. Denn manchmal tobt einfach der Bär und es ist schon früh am Tag sehr laut im Gruppenraum. Aber sobald die Kinder die Klangschale hören, werden sie ruhig, stehen auf und gehen in den Nebenraum um sich einen Platz auf einem Kissen zu suchen. Dieses Ritual bedurfte keiner großen Erklärung im Kreis, die Klangschale spricht auch hier wieder (wie so oft) für sich. Im Morgenkreis, in dem wir spielen, uns Neues erzählen und den Tag besprechen kommt die Klangschale ebenfalls zum Einsatz. Bei Gesprächsrunden geht sie beispielsweise von Hand zu Hand und hilft dem Sprecher sich zu konzentrieren und auch mutig zu sein. Gleichzeitig schulen wir die Achtsamkeit der Kinder, jedes gibt sich besondere Mühe die Klangschale nicht fallen zu lassen. Bei Geburtstagen lassen wir die Klangschale auch herumgehen und schicken mit dem Klang einen guten Wunsch an das Geburtstagskind. Selbstverständlich benutzen wir hier für kleine Hände eine kleine Schale.
An unruhigen Tagen lassen wir die Klangschale in der Mitte des Kreises erklingen und jeder hebt ohne ein Wort die Hand, wenn er den Ton nicht mehr hören kann. Gehörlose Kinder berühren dazu einfach den unteren Teil der Schale mit den Fingerspitzen. Das schult die eigene Wahrnehmung, bringt Ruhe und auch Entspannung.
Gerne stellen wir auch die XL-Schale in die Kreismitte. Die Kinder lieben es, sich dort hineinzustellen und den Klang oftmals bis in die Haarspitzen und darüber hinaus wahrzunehmen. Wie bei allen Einsätzen der Klangschale, ist auch hier die Freiwilligkeit ganz wichtig. Es bleibt den Kindern immer selbst überlassen, inwieweit sie sich auf die Schale und ihren Ton einlassen wollen oder können.
Unsere Klangschalen sind den Kindern den ganzen Tag zugänglich. Die „Großen“ zeigen den jüngeren Kindern wie selbstverständlich, dass man die Schale nicht mit dem Holzstiel, sondern mit dem filzigen Teil des Schlegels berührt. Der Umgang mit den goldschimmernden Schalen ist somit bei uns ein ganz natürlicher und zugleich sehr achtsamer. Manche Kinder werden regelrecht andächtig – das ist in unserer heutigen, schnelllebigen Zeit sehr schön zu sehen. Sehr aktive und wilde Kinder werden von anderen zu einem wertschätzenden Umgang mit den Schalen angeleitet.
Im Gruppenraum lieben es die Kinder, wenn wir Wasser in die Schale füllen und sie einen Springbrunnen zaubern können. Oder wenn sie mit der alten Schale und Farbe Bilder entstehen lassen können. Wenn wir merken, dass ein Kind besondere Aufmerksamkeit oder Zuspruch braucht, ziehen wir uns auch mal in den Nebenraum zurück und es bekommt eine Klangmassage oder eine Klangreise geschenkt. Es gibt so viele verschiedene Möglichkeiten, die Klangschale im Kindergarten einzusetzen und meiner Ansicht nach ist es eine Bereicherung für alle Beteiligten. Es bleibt noch zu sagen, dass wir als KLANGkindergarten recht gut mit Schalen und Equipment ausgestattet sind. Jede Gruppe besitzt ein Schalen-Set (Becken-, Herz- und Universalschale), verschiedene Schlegel, Kissen, Decken etc. In der Turnhalle befindet sich unser Tam Tam Gong und ebenfalls ein Set Klangschalen für die Entspannung nach der Bewegung. Zu unserer Einweihungsfeier als Klangkindergarten brachte uns Peter Hess persönlich eine XL-Schale mit, was uns riesig gefreut hat!
Wenn wir feststellen, dass uns der Alltag mit all seinen Terminen, Listen, Dokumentationen, Gesprächen, Krankheitsfällen usw. derart im Griff hält, dass die Klangschalen aus dem Fokus rücken, setzen wir uns im Team zusammen und suchen gemeinsam nach Lösungen und Wegen. Diese liegen meist nicht weit weg, man muss es einfach nur tun! Jeder von uns hat zu praktisch jeder Zeit die Möglichkeit nach einer Klangschale zu greifen und sich selbst und anderen etwas Gutes zu tun. Wir dürfen es nur nicht aus den Augen verlieren.
Übrigens kann man bei uns jederzeit nach Absprache hospitieren, Kolleginnen und Kollegen sind herzlich willkommen!
In diesem Sinne sende ich allen klangvolle Grüße,
Heike Christine Thiele
Ein Gedanke zu „Erfahrungsbericht aus einem KliK-Klang-Kindergarten“