Heute gibt der Berliner Gesangspädagoge, Stimm- und Klangtherapeut und Mediziner Marcus Gartschock Einblicke, wie Klangschalen bei der eigenen Stimmentfaltung und Entdeckung der eigenen Stimme unterstützen können. Eine wundervolle Möglichkeit, die eigene Körperresonanz zu erfahren und den eigenen (stimmlichen) Ausdruck zu entfalten. Probieren Sie die hier vorgestellte Übung gleich aus und genießen Sie dabei, wie Ihr eigener Stimmklang und der der Klangschale Ihren Körper durchfluten.
Entdecke deine Stimme mit Klangschalen – Eine Klangreise nach innen
Kein Klang vermag uns tiefer zu berühren als der Klang unserer eigenen Stimme. Es ist eine wissenschaftlich bewiesene Tatsache, dass Singen glücklicher und zufriedener machen kann — und daher am Ende auch unsere wichtigste Ressource stärkt: Unsere Gesundheit. Unser Klang führt uns in den genussvollen Moment im Hier und Jetzt.
Indem wir uns dem ursprünglichen Eigenklang zuwenden, öffnen wir uns für unseren Körper, formen eine liebevolle Verbindung zu uns selbst und unserer Lebendigkeit. Die innere Welt, die sich uns eröffnet, birgt die Chance auf große Freiheit.
Mit der Geburt und unserem ersten Schrei beginnen wir zu tönen — man könnte sagen, wir kommen singend auf die Welt. Wenn wir mit unserer Stimme einen Klang erzeugen, breitet er sich in unserem Körper aus. Genau wie die Schwingungen der Klangschalen wird er von Zelle zu Zelle getragen, fortgeleitet über fasziale, muskuläre und knöcherne Gewebe bis in die Zehenspitzen hinein. Auch in unseren luftgefüllten inneren Resonanzräumen hallt er wider, wird von ihnen geformt und dringt letztendlich auch ins Außen. Oftmals konzentrieren wir uns sehr auf dieses nach außen hin hörbare Resultat. Vielleicht könnten wir unsere Stimme zunächst im Innern des eigenen Körpers erfahren und hier wahrnehmen — ganz losgelöst vom äußeren Effekt. Einfach nur für uns selbst, für unser eigenes Wohlbefinden mit unserem ureigenen Klang.
In diesem Moment werden wir zum lebendigen, sensorisch wachen Resonanzraum. Die Obertonvielfalt des Klangs hat die wunderbare Eigenschaft, uns über die feine Gewebeschwingung der Faszien und Schleimhäute unserem Selbst näher zu bringen, uns zu transformieren. Es entwickelt sich eine vertikale Durchlässigkeit. Nehmen wir die Schwingungen und den Klang in uns wahr, ist dies nicht nur wohltuend und interessant, sondern bedingt am Ende auch die Freiheit der Stimme.
Verschiedene Klangschalen sprechen unterschiedliche Körperbereiche besonders gut an
Klangschalen können uns auf der eben beschriebenen Entdeckungsreise unterstützen. Da verschiedene Klangschalen je nach Größe bestimmte Körperregionen besonders gut ansprechen, erleichtern sie uns auch die Wahrnehmung verschiedener innerer Resonanzräume. Kopfschalen eignen sich insbesondere dazu, die kleinen Kopfräume (wie z.B. die Nasennebenhöhlen) sensorisch fassbarer zu machen. Die Kehlkopfschale spricht, wie der Name schon sagt, die Region um den Kehlkopf und Hals herum an. Im Brustbereich tragen Herz- oder Universalschale dazu bei, den voluminösen Thoraxraum mit der Wahrnehmung zu erreichen. Für tiefere Gefilde bieten sich Solarplexus- oder Beckenschalen an.
Klangschalen (und auch Gongs) können dadurch helfen, uns die Regionen unseres Körpers – und damit Teile unseres inneren Resonanzraumes – bewusst zu machen, die vorher möglicherweise im Verborgenen lagen. Dies kann uns dabei unterstützen, eine vertiefte Wahrnehmung zu entwickeln und innere Blockaden abzubauen, die vorher den Klangfluss behindert haben. Dies trägt dazu bei, den Stimmklang körperlicher, authentischer und freier werden zu lassen.
Übung: Körperwahrnehmung und Stimmentfaltung mit einer Klangschale
Im Folgenden möchte ich eine Übung vorstellen, wie wir mit Hilfe der Klangschalen-Klänge unseren eigenen Stimmklang neu entdecken können. In der Hoffnung, dass sich mit diesem ersten Schritt für die eine oder den anderen eine völlig neue Welt eröffnen mag, wünsche ich von Herzen viel Freude beim Ausprobieren, Experimentieren und Entdecken!
Nimm eine Klangschale und schlägele sie einige Male achtsam in der Aura der jeweiligen Körperregion an. Achte darauf, wie die Schwingungen der Schale sich auf deinen Körper übertragen. Öffne dich voll und ganz der Wahrnehmung und spüre, wie dieser Teil deines Körpers durch die Schwingung der Klangschale angesprochen und gelöst wird. Die Vorstellung, den Klang einzuatmen oder mit dem Körper einzusaugen, kann dies erleichtern.
Nach einiger Zeit kannst du beginnen, selbst dazu zu tönen: Klinge die Klangschale an, nimm die Vibrationen im eigenen Körper wahr und töne dann gemeinsam mit der Schale auf »a« oder »u«. Du kannst einen der vielen Teiltöne der Klangschale übernehmen oder die Tonhöhe selbst wählen. Die Stimme fließt nun fast automatisch zunehmend in den vorher mit Klang angesprochenen Bereich, wenn du es geschehen lassen kannst.
Variation:
Anstatt die Klangschale vor dem Körper zu halten und dort anzuschlägeln, bietet es sich an, sie mithilfe eines Saughebers auf den Körper aufzusetzen. Mit einem Partner ist das besonders wirkungsvoll: So kann man auch den oberen Rücken oder die Beine beklingen und dann beim Tönen der Stimme erlauben, in diese Regionen zu fließen.
Tipps:
- Wer Lust zum Singen hat und dabei auch gleich Klangschalen kennenlernen möchte, dem können wir das Seminar: SOM – Sound of Mantrameditation
- Wer sich dazu eingeladen fühlt, den eigenen Stimmklang näher zu erforschen, dem legt Marcus Gartschock die Seminare und Publikationen des Lichtenberger® Instituts für angewandte Stimmphysiologie ans Herz. Auch in privaten Gesangsstunden mit qualifizierten Gesangspädagog*innen kann gut auf Entdeckungsreise gegangen werden.
- Einen umfassenden Einblick zum Thema „Die Stimme“ bietet das gleichnamige Buch von Bernhard Richter, erschienen im Henschel Verlag, 2. Auflage 2014.
- Den im Beitrag erwähnten „Saugheber“ bietet hess klangkonzepte an.
Gastautor Marcus Gartschock
ist Gesangspädagoge, Stimm- und Klangtherapeut. Darüber hinaus studiert er Medizin an der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Sein Gesangsstudium absolvierte er an der Universität der Künste und der Hochschule für Musik »Hanns Eisler« Berlin sowie an der Hochschule der Künste Bern; dazu kamen Weiterbildungen in Estill Voice Training, Atemtherapie nach Prof. Ilse Middendorf und Alexandertechnik. Zurzeit befindet sich Marcus in Weiterbildung am Lichtenberger® Institut für angewandte Stimmphysiologie, wo er einen dreijährigen Studiengang absolviert. Die Ausbildung zum Peter Hess®-Klangmassagepraktiker absolvierte er bei Anita Böttcher (Berlin) und Angelika Meisner (Hamburg). Vertiefend befasst er sich auf klangtherapeutischer Ebene mit den Themen Tinnitus, neurologische Erkrankungen, chronischen Schmerzerkrankungen und Stressprävention. Die symbiotische Verbindung der Klänge mit der menschlichen Stimme übt jedoch eine ganz besondere Faszination auf ihn aus.
Marcus unterrichtet in seinem Studio in Berlin Moabit und ist zudem Mitglied im Team von Sing Dich Glücklich, einer Schule für Gesang in Berlin Prenzlauer Berg.
Kontakt: www.marcus-gartschock.de ∙ E-Mail: m.gartschock@me.com
3 Gedanken zu „Stimmentfaltung mit Klangschalen“
Das sind sehr hilfreiche Infos! Den Artikel werde ich auf jeden Fall an meine Freundin weiterleiten. Sie wird das sicherlich auch sehr interessant finden, da sie sich auch in der Freizeit sehr für das Thema Oberton-Klangschalen interessiert.
Lieber Herr Müller, schön, dass Sie in unserem Blog für Ihre Freundin Inspiration gefunden haben :-)
Schauen Sie gerne auch mal in den Seminarkalender, dort gibt es etliche Seminare zur Verbindung von Klangschalen, Gongs und dem Einsatz der Stimme, z.B. das Seminar Gong, Stimme, Seelenklang unter folgendem Link:https://www.peter-hess-institut.de/gong-stimme-seelenklang/ oder ein Seminar zum Oberton singen für Angänger oder Fortgeschrittene unter folgendem Link: https://www.peter-hess-institut.de/obertonsingen-fuer-anfaenger/
Bei allen Fragen kann sich Ihre Freundin gerne direkt bei uns im Peter Hess Institut melden, Tel.: 04252-9389114.
Klangvolle Grüße