Atempausen für die Seele – Klangmassage mit Beeinträchtigten Menschen

von Gastautor Andreas Mitterbuchner, aus Fachzeitschrift 8 Klang-Massage-Therapie

Klangmassage mit Johann* ist anders. Es ist ihm nicht möglich, sich auf den Bauch zu legen, weniger aufgrund seiner Beeinträchtigung, sondern weil unzählige Stofftiere, an Gummiringen befestigt, seinen Gürtel zieren. Sich von diesen „Gürteltieren“ trennen zu müssen, würde für ihn ein großes Problem darstellen – darum dürfen sie bleiben. Klangmassage kann für Menschen mit Beeinträchtigung sehr viel mehr sein, als nur ein weiteres Therapieangebot, nämlich Zeit und Raum, wo sie wahr- und angenommen werden, wo für einen Moment nicht die physischen und kognitiven Defizite im Fokus stehen, sondern der ganze Mensch in seinem So-Sein.

Seit mehr als zwei Jahren besuche ich Johann wöchentlich in der Lebenshilfe-Werkstatt, um ihm mit Klangmassage körperliche und emotionale Entspannung anzubieten. Das Resultat überzeugt alle, die ihn kennen. Dieser, durch Cerebralparese bzw. die daraus folgende Muskelhypertonie so angespannte Mann, der nur durch seine ganz eigene Gestik und Lautsprache kommuniziert, konnte ein Leben lang nicht entspannen, nicht loslassen – weder körperlich noch emotional. Bei der Klangmassage befindet er sich nach nur wenigen Anschlägen in der tiefen Entspannung und strahlt dabei inneren Frieden aus. Sein Leben hat durch diese „Atempausen für die Seele“ an Qualität gewonnen.

Warum aber berühren uns Klänge so tief?

Ein interessantes Erklärungsmodell dafür bietet Alfred Tomatis, der große französische Hörforscher (HNO-Arzt und Professor für Audio-Psycho- Phonologie in Paris), der feststellte, dass im Mutterleib bereits die seelische Entwicklung beginnt und Fundamente für die Persönlichkeit gelegt werden. (mehr …)

Fortbildung zur Klang-Yogalehrerin – 1 Woche Freude pur!

Yogawoche 2015.1von Doris Iding

Es ist Hochsommer in Deutschland! Die Reisetasche ist gepackt und meine Laune bestens! Die Wettervoraussichten für die kommende Woche sind vielversprechend: Sonne. Sonne. Sonne!

Diese Prognose ist ein gutes Vorzeichen für die Fortbildung zur Klang-Yogalehrerin, die ich bei dem Yogatherapeuten Remo Rittiner und der Klangexpertin Emily Hess im Peter Hess Zentrum machen werde.

Mein Zielbahnhof ist Nienburg an der Weser. Dort erwartet mich Claudia, eine Mitarbeiterin des Instituts. Sie trägt die Klangschale in der Hand und ein fröhliches Lächeln auf den Lippen. Zusammen mit anderen Teilnehmern, die aus Sylt und Hamburg angekommen sind, geht unsere Fahrt durch malerische Dörfer nach Schweringen zum Peter Hess Zentrum.

Schweringen erobert mein Herz in Windeseile. Der kleine Ort in Niedersachsen mit seinen rund 800 Einwohnern und wunderschönen Bauernhöfen lässt mich im Nu entspannen. Hier ist die Welt noch in Ordnung. Die Uhren ticken im Einklang mit der Natur und die Menschen wirken offen und freundlich. Alles schwingt freundlich und im Einklang.

Nachdem ich mein Quartier bezogen habe, eine süße kleine Ferienwohnung mit Blick auf die Dorfkirche, gehe ich voller Neugierde und Vorfreude zum Peter Hess Zentrum. Nach und nach trudeln auch die anderen Teilnehmer der Fortbildung ein, die Yoga üben, lehren und lieben. Auch sie wirken offen, neugierig und interessiert. (mehr …)

Der Klang des Lebendigen – vertonte Pflanzen

Florasonium CD Springtimevon Gastautorin Dr. phil. Christina M. Koller

Der Neurowissenschaftler Prof. Dr. Thilo Hinterberger vertont Gehirn- und Körpersignale, aber auch die lebendigen Prozesse von Pflanzen.

Mit ihrer üppigen Blütenpracht erfreuen uns Pfingstrosen, Nachtkerzen und andere Blumen jedes Jahr aufs Neue. Ihr wunderschönes Äußeres blickt uns scheinbar still entgegen. Dabei singen alle Pflanzen ein für unsere Ohren unhörbares Lied, wie wir es in Joseph von Eichendorffs Gedicht „Die Wünschelrute“ erahnen können:

„Schläft ein Lied in allen Dingen, die da träumen fort und fort, und die Welt fängt an zu singen, triffst du nur das Zauberwort.“

Prof. Dr. Thilo Hinterberger, Stiftungsprofessor für angewandte Bewusstseinswissenschaften in der Psychosomatik an der Universität Regensburg, scheint um dieses Zauberwort zu wissen, denn er macht das Lied der Pflanzen hörbar.

Angefangen hat alles damit, dass der studierte Physiker 1997 im Rahmen seiner Promotion mit der Programmierung eines Gehirn-Computer-Interfaces (BCI) zur Kommunikation mittels Gehirnsignalen begann. BCIs sind Computer gesteuerte Neurofeedbacksysteme, die in der Lage sind, Signale aus dem Gehirn in Echtzeit zu verarbeiten, zu klassifizieren und die Ergebnisse in ein Steuersignal umzuwandeln, mit dem Anwendungen wie Buchstabierhilfen, Neuroprothesen oder auch Klanginterfaces gesteuert werden können. Sie sollten vollständig gelähmten Menschen die Möglichkeit verschaffen, über ihre Gehirnsignale zu kommunizieren.

Hinterberger und Kollegen entwickelten die Computer Schnittstelle Thought Translation Device (TTD) am Institut für Medi­zinische Psychologie und Verhaltensneurobiologie der Universität Tübingen. Damit konnte ein Patient, der von der Nervenlähmung ALS betroffen ist, ganze Briefe über die Selbststeuerung seiner langsamen Gehirnpotentiale schreiben. Die Forschergruppe kam mit immer neuen Patienten mit unterschiedlichen Schweregraden der Erkrankung in Kontakt. 2002 reisten sie zu einem Patienten mit Locked-In-Syndrom nach Peru, d.h. man vermutete, dass der Patient bei völliger Regungslosigkeit bei Bewusstsein sei. (mehr …)

Warum wird die Klangmassage so wohltuend empfunden?

von Gastautorin Dr. phil. Christina M. Koller

Die Verwendung von Klängen ist nichts Neues

Im Hinduismus heißt es „Nada Brahma – die Welt ist Klang“. Nach dieser Vorstellung ist auch der Mensch aus Klang entstanden und harmonische Klänge können ihn dazu anregen, wieder in seine natürliche Harmonie und Ordnung zu kommen. So hatten und haben Klänge seit jeher und in vielen Kulturen der Welt eine wichtige Bedeutung im Leben der Menschen, sowohl in rituellen, gesellschaftlichen bzw. sozialen Kontexten als auch im Heilwesen. Dieses Wissen findet heute in musik- therapeutischen Ansätzen Beachtung. Darüber hinaus sind seit den 1980er Jahren verschiedene Klangmethoden entstanden, die im vortherapeutischen Feld anzusiedeln sind (Koller, 2007, S. 161-205). Diese Klangmethoden wurden zu Beginn eher dem New Age oder der Esoterik zugeordnet, stoßen aber aufgrund ihrer oft erstaunlichen, positiven Wirkung zunehmend auf Interesse bei Fachleuten aus Pädagogik, Beratung, Therapie sowie aus Heil- und Heilfachberufen.

In der Anwendung von Klangschalen war es Peter Hess, der Pionierarbeit leistete und die Peter Hess-Klangmassage entwickelte und zur Entstehung aller darauf aufbauenden Klangmethoden beigetragen hat. So entstand im Laufe der letzten 30 Jahre eine Spezialisierung im Einsatz dieser Methoden, die zunehmend durch Erklärungsmodelle und Forschungen fundiert wird. Hierzu zählen u.a. die Beiträge des HNO-Arztes und Psychotherapeuten PD Dr. med. Uwe Ross, auf die in diesem Beitrag noch näher eingegangen wird. Aber was ist es nun genau, was die Faszination für die Klänge erweckt, die viele Menschen oft bereits beim ersten Hören einer Klangschale empfinden?

Wir beginnen hörend und fühlend (mehr …)

Über Brasilien zur Peter Hess – Klangmassage

Interview mit Dr. Bianka Petzelberger

Petzelberger, BiankaWie sind Sie zum Klang gekommen?

Ich habe die Klänge damals durch meine Masseurin kennengelernt. Sie hatte mir davon erzählt und ich fand es so schön, dass ich mir dann auch selber regelmäßig Klangmassagen geben ließ und regelmäßig an Klangmeditationen teilgenommen habe. Als bei uns dann die Überlegung war, nach Brasilien zu gehen, da wollte ich unbedingt Klangschalen mitnehmen, sodass ich zuerst nach Uenzen gefahren bin. Dort habe ich meine ersten Klangschalen erworben und diese nach Brasilien mitgenommen. In Brasilien habe ich für mich die Klangschalen immer angetönt, aber ich hatte natürlich noch keine Ausbildung hierzu. Es waren auch immer mehr Brasilianer, die sich total für diese „neuen“ Schalen interessiert haben, sodass ich mich entschieden habe, in meinem Heimaturlaub die Ausbildung zu machen und habe dann angefangen, meine ersten Klangmassagen in Brasilien zu geben.

Wie hat der Klang Sie verändert?

Ich bin durch Klang noch näher zu mir selber gekommen und bin viel ruhiger geworden. Habe einige Lebenskrisen damit überstehen können, auch bei manchen Krankheiten hat es mir sehr geholfen. Es ist eine unbezahlbare Bereicherung für mich. Ich finde es einfach wunderbar, diese Erfahrungen an andere weitergeben zu können und habe selten eine so befriedigende Tätigkeit gemacht wie diese.

Was machen Sie beruflich?

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Aktive Klang- und Fantasiereisen mit Kindern gestalten

Beate van dülmen, Blogbeitragvon Gastautorin Beate van Dülmen

Ich heiße Beate van Dülmen und möchte hier über meine Begeisterung für die Klangpädagogik sowie meine Liebe zu Klang- und Fantasiereisen berichten.

In meinen Leben habe ich das Glück gehabt, gleich zwei „ Berufungen“ gefunden zu haben. Zum einen bin ich mit Leib und Seele Erzieherin und zum anderen lebe ich den Klang.

Zum Klang bin ich im Jahr 2001 gekommen. In diesem Jahr hat unser gesamtes Kindergartenteam bei Emily Hess im Regenbogenhaus in Schüttorf die Klangschalen und ihre Einsatzmöglichkeiten kennengelernt. Seit dieser Zeit bin ich vom Klang fasziniert und setze ihn als Klangpädagogin täglich in meiner pädagogische Arbeit in der Kita ein.

In meiner pädagogischen Arbeit ist es mir wichtig die kleinen Menschenkinder zu kreativen, selbstbewussten und sozial – emotional starken kleinen Persönlichkeiten reifen zu lassen. Die Klangpädagogik hilft mir bei der täglichen Umsetzung dieser Ziele. Ich bin immer wieder berührt, wie der Klang mit seinen Schwingungen die Kinder erreicht und sie in ihrem „ Tun“ positiv unterstützen, motivieren, aktivieren und fördern kann. Bei uns im Kindergarten stehen den Kindern täglich Klangschalen zum freien Spiel zur Verfügung. Es vergeht kein Tag im Kindergarten, an dem nicht die Klänge der Klangschalen durch unsere Räume klingen und schwingen.

Ich selber liebe es besonders, die Klangschalen beim Erzählen von Märchen, Geschichten und bei der Bilderbuchbetrachtung einzusetzen. Die Kinder wirken gerne als aktive Zuhörer (mehr …)

Der Einsatz von Klangschalen im Schulalltag – Teil I

Schule Teil I

von Ulli Krause

Teil I: Das Klassenzimmer als Klangraum

In regelmäßigen Abständen möchte ich euch Kurzinterventionen mit Klangschalen von wenigen Minuten vorstellen, die sich gut in den Schulalltag integrieren lassen, diesen ergänzen und bereichern. In meiner jahrelangen Erfahrung habe ich Auffälligkeiten beobachtet, denen ich mit Klang begegnen wollte, um eine optimale Unterrichtssituation und gute Lernvoraussetzungen zu schaffen. Hierzu braucht es auch keine Methodenvielfalt als Handlungskompetenz, vielmehr haben sich Rituale bewährt, die den Schülern mit der Zeit bekannt sind und sie schnell in den gewünschten Zustand versetzen. Ich habe diese mit Fragebögen evaluiert, um die Wirksamkeit bei den Schülern zu überprüfen.

Ein wichtiges Prinzip ist die Zuwendung und Aufmerksamkeit für jeden Einzelnen, die sich allein im Unterrichtsprozess einer Stunde sonst kaum erreichen lassen. Einen Raum zum Wohlfühlen und zur persönlichen Entfaltung schaffen. Die Schüler morgens beim Eintritt in die Klasse mit einer Klangschale, einem Klang persönlich begrüßen mit einem „Ich wünsche dir einen Guten Morgen“ und ein paar netten Worten wie „Schön, dass du da bist“ oder „Ich freue mich auf diese Unterrichtsstunde mit dir“. Hier sind dem Ideenreichtum keine Grenzen gesetzt. Diese Aufgabe, Begrüßung und Ankommen, kann wechselweise auch von Schülern der Klasse geleistet werden. Ein Ritual von kleinen Aufgaben, wobei jeder einmal im Fokus steht, etwas Wertvolles für die Klasse geleistet zu haben.

Das Leben und der Alltag sind geprägt durch einen Wechsel von Raum und Zeit, hier der Raum „Zuhause“ in den Raum „Schule“. Jeder Raum mit einer anderen Zusammensetzung erfordert ein Rollenverständnis (mehr …)