Autorin Emily Hess
Ende 1980 überreichte mir eine abenteuerliche, weit gereiste Frau mit dem seltsamen Namen „Zwiebelmuster“ ein kleines Gläschen mit Sand.
„Diesen Sand werden Sie eines Tages wieder zurückbringen an seinen Ursprung“, sagte sie.
Sie nannte mir den Namen des Sees und des Berges, aus deren Umgebung der Sand stammte. Beides waren mir völlig unbekannte Namen. Das weit entfernte Land hieß „Tibet“. Der Name des Sees war noch exotischer: „Manasarowar.“
Mein Leben ging weiter: bunt, lebendig, schmerzhaft und wie immer klangvoll.
Einige Jahre nach der Begegnung mit Frau „Zwiebelmuster“ lernte ich auf einem Bauernhof einen besonderen Mann kennen, der umgeben war von seltsamen goldenen Schalen, die eigenartige Klänge von sich gaben. Ich besuchte ein Seminar zum Thema „Klangmassage“. Peter Hess hatte diese Methode aus Erfahrungen, die er in einem für mich unvorstellbar fernen und fremden Land gemacht hatte, entwickelt. Die Atmosphäre in der Gruppe von ca. 30 Menschen war faszinierend, leicht und locker. Die körpertherapeutische Methode erreichte mich unverzüglich. Eine transformierende Erfahrung.
Klingende Tage,
goldene Schalen,
fremd – vertraut
Dazu-gehören-wollen!
Ich kam wieder in Kontakt mit mir – mit meinem wahren Selbst. Neue Wünsche und neue Lebensziele entwickelten sich. Der Sand vom Manasarowar geriet in Vergessenheit.
Ein Film, welcher während der Klang-Fortbildung gezeigt wurde, brachte mir ein neues, bisher für mich unbekanntes Land näher – NEPAL! Ich sah eine wunderbare Farbenvielfalt, Menschen, die in aller Ruhe, Konzentriertheit und Gelassenheit ihrer Arbeit nachgingen, Menschen, die so zufrieden und ausgeglichen aussahen. Diese Bilder brachten eine vergessene Seite in mir zum Klingen. Die Seele der Abenteurerin!
Ein Jahr später bin ich tatsächlich dort angekommen – in Nepal! Ich sitze auf einem Bett in einem Gasthaus und weine. Ich will wieder heim. Hier ist alles so fremd. Ich spreche kaum Englisch. Ich verstehe nichts und niemanden. Die Farben so intensiv, die Armut so groß…Bettler, Kinder, Menschenmengen. Überall Menschen, die mit mir in Kontakt treten wollen. Fremde, die mich mit großen, dunklen Augen offen und neugierig anschauen. Und das alles in einer wirklich mittelalterlichen Stadt.
Die Menschen, die Tempel, der sich ständig abwechselnde Eindruck von unendlicher Freude und tiefem Leid verwirren mich. Jeder Stein, jede Hausmauer scheinen eine besondere Bedeutung zu haben. Der Guide, der mich begleitet, erzählt unendlich viel. Ich verstehe nichts – lächle aber immer brav. Ich bin schließlich so unendlich müde, dass ich tatsächlich schlafen kann. Ich habe so gut wie keine Reiseerfahrung, habe kaum etwas von der Welt da draußen gesehen.
Ein Gefühl von Unwirklichkeit breitet sich in mir aus. Ich sehe alles, aber ich frage mich immer wieder: „Bin wirklich ich das, die dort durch die Reisfelder fährt?“. Ich kneife mich in den Arm, um mir sicher zu sein, dass ich nicht nur gerade einen Film ansehe, AUA.
Das Reisen beginnt, mir Freude zu bereiten. Ich sitze in Lumbini, dem fazinierenden Geburtstort Buddhas, unter einem unglaublichen Baum. Hier soll Buddhas Mutter die ersten Geburts-Wehen erlebt haben. Ich bin hier zusammen mit anderen Frauen, die ganz nah bei mir sitzen, mich anlächeln, mich betasten und stolz auf ihre spielenden Kinder zeigen. Die Frauen lächeln mich an und ihre ruhigen Stimmen wirken fast einschläfernd auf mich. Allmählich werde ich ruhiger.
Wenn du dir eine Klangmeditation zum Thema Beziehung und Urvertrauen anhören möchtest, lies hier weiter…
Ein Team im Urvertrauen: Texte, Praxis und Imaginationen: Emily Hess/ Textkorrektur: Kim Kassandra Schmid/ Lektorat: Ulrich Krause/ Audio: Klangimaginationen & Signature-Gestaltung: Anna Avramidou/ Layout und Redaktion: Katrin Beha
2 Gedanken zu „Blogreihe Urvertrauen: Beziehung und Urvertrauen – Teil 1: Der Sand vom Manasarowar“